Das 12′ Dinghy

Das 12’Dinghy* wurde 1913 von George Cockshott in England gezeichnet. Kurz zuvor war die Boat Racing Association gegründet worden, sie sollte sich verstärkt um die Belange der kleinen Boote sowie die Förderung des Segelsports für Jedermann kümmern. Ihr erster Vorsitzender war T. D. McMeekin, Commodore des Royal Corinthian Yacht Club. Die neu gegründete Boat Racing Association (B.R.A.) hat dann in 1912 einen Wettbewerb für ein segel- und ruderbares Yachtbeiboot ausgelobt. Das Boot sollte geeignet sein als Tender für große Yachten gleichwohl aber auch zur Teilnahme an kleineren Clubregatten. George Cockshott war von Beruf Anwalt, der in Cambridge mit anderen Seglern in Berührung gekommen war und seitdem nebenbei als begeisterter Hobbykonstrukteur tätig war. Als Ergebnis des Wettbewerbs wurden insgesamt 11 Vorschläge eingereicht. Gewonnen hat den Wettbewerb der Entwurf von George Cockshott.

Der Entwurf wurde von der B.R.A. „A“ Class One Design Dinghy getauft. Inzwischen spricht man meistens vom 12’Dinghy, da die Länge des Bootes 12 Fuß beträgt. In den zwanziger Jahren wurden bei Abeking & Rasmussen an der Unterweser über einhundert „A“ -Klassen gebaut. Aufgrund der Beliebtheit des kleinen Bootes und der hervorragenden Segeleigenschaften, wurde das 12’Dinghy 1920 bei den Olympischen Spielen in Antwerpen die erste One Design Olympiaklasse. Bei der Olympiade 1928 in Amsterdam waren dann schon 20 Teilnehmer am Start. Viele weitere Details, schöne Fotos und Anekdoten finden sich, liebevoll aufbereitet, im Buch von Steve Crook, „Vision 2020“, ISBN Nr. 9798696360072.

In den dreißiger Jahren wurde das Boot langsam abgelöst von der deutlich moderneren O-Jolle. In den 60er Jahren verlor das Boot seinen Status als internationale Klasse. In Deutschland gibt es seit der Zeit keine 12’Dinghy Klassenvereinigung.

Seit Jahren gibt es eine steigende Beliebtheit für das kleine Boot. Viele nationale Klassen-Vereinigungen und Freundeskreise wurden gegründet, um die Liebe zum 12’Dinghy auszuleben, auf den „Spuren des Früher“ zu segeln und Spaß zu haben. Seit vielen Jahren sind die Klassenvereinigungen in Italien und Holland die zahlenmäßig stärksten Verbände. In Italien und Holland werden unterschiedliche Varianten des 12’Dinghy gesegelt. Während man sich in Holland relativ nah ans Original-Dinghy von George Cockshott hält, wurden die Dinghies in Italien über die Jahre etwas modifiziert und in einigen Punkten an die heutigen Ansprüche angepasst. Beide Varianten sind 12’Dinghies und unterscheiden sich nur in wenigen Punkten. Hier soll nur auf die wesentlichen Unterschiede eingegangen werden.

Holland: Relativ eng am Original, ausschließlich Holzboote, Vereinigung: Twaalfvoetsjollenclub

Italien: Holz- und Kunststoffboote, Kunstoffboote mit Doppelboden (Sicherheit), größeres Segel (Segelspaß), deutlich mehr Trimmmöglichkeiten (ähnlich wie im Finn Dinghy) und das Segel wird an der Spiere in einer Nut geführt. Vereinigung: Associazione Italiana Classe Dinghy 12‘ (AICD)

Weiterführende Informationen und Fotos zu den Booten befinden sich in den beidem Kapiteln KLASSIK Dinghy und MODERN Dinghy weiter unten auf dieser Seite.

Bei uns, in der 12’Dinghy Flotte-Nord sind alle Dinghies gleichermaßen willkommen !!! Bei Regatten segeln alle Dinghies zusammen in einem Feld. Die Varianten der 12-Fuß-Jolle, die im Folgenden kurz vorgestellt werden, treten bei uns oft aber mit zwei Wertungen, zum einen als Klassik und zum anderen als Modern in Regatten gegeneinander an. Der wichtigste Unterschied liegt in der Größe der Segelfläche (bis 9,5 qm für Klassik und über 10 qm für Modern).

* Andere Schreibweisen und Aussprache: 12ft DInghy, 12-Fuß-Dinghy oder auch 12-Fuß-Dingi

Liste der Olympiasieger im Segeln 12ftDinghy 1920 und 1928 – Wikipedia
Liste der Olympiasieger im Segeln 12ftDinghy 1920 und 1928 – Quelle: Wikipedia

Riss 12ft Dinghy - Vorlage für Dinghy Logo

KLASSIK Dinghy

Ursprüngliches British Racing Association Design

Um die Jahrtausendwende 1900 gab es für Regatten der meist recht großen Yachten zwar Vermessungsformeln, damit verschiedene Yachten gegeneinander Regatten segeln konnten, aber es gab noch keine Einheitsklassen und schon gar nicht eine für kleine Segelboote. Mit dem zunehmenden Interesse an Regatten mit kleinen erschwinglicheren Booten, sehr befördert von der britischen Zeitschrift „The Yachtman“, gründete sich im Winter 1912 die englische Boat Racing Association (BRA). Sie stand in einem gewissen Gegensatz zur Yacht Racing Association (YRA), die sich zur der Zeit mehr den damals üblichen großen Yachten verbunden fühlte. Aber letztlich war der BRA nur eine kurze Zeit bis zur Fusion mit der YRA vergönnt. In ihren Anfängen sehr aktiv schrieb sie 1913 einen Wettbewerb für eine 12 Fuß lange Jolle aus, die auch als ruderbares Beiboot für große Yachten dienen konnte. Die wichtigste Eigenschaft sollte aber sein, mit ihr Regatten segeln zu können. Den Wettbewerb gewann George Cockshott und damit fiel der Startschuss für die erste Einheitsklasse der Welt, die 1920 und 1928 olympisch werden sollte. In den 1960er Jahren verlor die International 12ft Klasse ihren internationalen Status und es bildeten sich in der Hauptsache zwei große und auch heute noch sehr aktive nationale Klassenvereinigungen in den Niederlanden und Italien, wobei die niederländische Vermessung sehr restriktiv nahe am ursprünglichen Cochshott-Design bleibt. Die Vermessung italienischer Boote folgt zwar den Maßen des ursprünglichen Designs, erlaubt aber alternative Baumaterialien wie GFK für den Rumpf und moderne Beschläge und Leinenführung sowie Aluminium Riggs neben den klassischen Vollholz-Riggs. In den anderen Ländern wie Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Japan, Österreich, Schweiz und anderen Ländern sind die Flotten kleiner und es werden häufig auch beide Typen gesegelt. In Italien und den Niederlanden finden in der Segelsaison wöchentlich mehrere Einheitsklassen-Regatten statt.

Seit den Vintage Olympics in Kopenhagen 2018 , wo auch 12 Fuss Jollen mit niederländischer Vermessung starteten, besteht der Versuch, die alte internationale Klasse mit den ursprünglichen Klassenregeln wieder aufleben zu lassen. In diesen Szenario soll es zwei Zertifikatstypen Typen geben: A-Typ mit Vermessung nach Originalplänen und einem B-Typ, zu dem auch die neueren leicht abweichenden niederländischen Boote gehören. A- und B-Typ sollen vergütungsfrei gegeneinander segeln können. Es bleibt abzuwarten, was sich aus dieser Initiative entwickelt.

Sail Plan of the Cockshott-Design published in The Yachtsman, 1913; from International12.org

Aktuelles niederländisches Design

Die Bauvorschriften der niederländischen Klassenvereinigung (Twaalf Voets Jollen Club) sind noch sehr nahe am ursprünglichen Cockshott-Design. Pläne können vom niederländischen Seglerverband (Watersportverbond) bezogen werden. Es sind nur Rümpfe, Spieren und Ruder aus Vollholz zugelassen. Auch die Beschlagsausrüstung ist limitiert und es dürfen nur Schwertfall, Halstalje und Baumniederholer ins „Cockpit“ geführt, aber nicht weiter umgelenkt werden. Inzwischen ist im Rahmen der traditionellen Klinkerbauweise eine zusätzliche Epoxy-Verklebung der Planken zugelassen, sodass permanent dichte Boote entstehen. Die meisten Schiffe werde ohnehin nur zum Segeln ins Wasser gelassen, um die Wasseraufnahme ins Holz und damit ein extensives Quellen und Schrumpfen der Planken zu verhindern. Die Segelfläche ist mit etwa 9,5 qm etwas größer als beim ursprünglichen Design mit einem beinahe geraden Achterliek. Alle Varianten der 12-Fuss-Jollen tragen ein sogenanntes Lugger-Rigg, ähnlich einem Gaffel-Rigg, nur mit dem Unterschied, dass die Gaffel keine Klaue zum Mast hat. Stattdessen wird sie an einem Holepunkt im unteren Drittel der Gaffel wie eine Rah hochgezogen und mit einer Talje am Baum senkrecht nach unten gezogen.

Eine traditionelle 12 Fuss Jolle, hier mit niederländischer Vermessung, kann von ein oder zwei Personen auf
Regatten gesegelt werden; meist werden sie jedoch einhand gesegelt (Photo Copyright: Sven Jörgensen, Kappeln).

Ziel der niederländischen Klassenvereinigung ist neben einer regen Wettkampftätigkeit auch die besondere Ästhetik eines Holzbootes und den traditionellen Bootsbau zu bewahren. Dies hat dazu geführt, dass auch heute noch jedes Jahr Neubauten auf Kiel gelegt werden. Das Bauregister nähert sich den 900 Einheiten. – Internationale Regatten finden im Rahmen der Friendship Series meist im nordwestlichen Europa, in den Niederlande, Belgien, Großbritannien, Irland, Frankreich oder Norddeutschland statt. Die Serie steht nur Booten mit niederländischer oder originaler Cockshott-Vermessung und deren Äquivalenten offen (siehe international 12 Association HOME).

MODERN Dinghy

Aktuelles italienisches Design

Die 12-Fuß-Jolle ist ist auch in Italien sehr populär und es finden überall im Land Einheitsklassen-Regatten wöchentlich statt. Die italienische Klassenorganisation hat seit den 1960er Jahren angefangen, das Boot an vielen Stellen zu überarbeiten. Die wichtigsten Unterschiede zum ursprünglichen Design sind die auf über 10qm vergrößerte Segelfläche, alternative Baumaterialen wie GFK für den Rumpf, Aluminium für Spieren und umfangreiche Trimmmöglichkeiten. Sogar Doppelböden sind erlaubt. Die Website der italienischen Klassenvereinigung (AICD) stellt die Baupläne und Vermessungsvorschriften kostenlos zur Verfügung. Insgesamt sind die segelfertigen italienischen Boote einiges leichter als das ursprüngliche oder niederländische Design. Der deutliche Vormarsch der modernen Kunststoffboote hat in Italien zur Gründung der Abteilung Dinghy Classico innerhalb der AICD geführt. Sie führt eigene Regatten mit separater Wertung für Boote mit Rumpf und Spieren aus Holz, bei denen die übrigen Änderungen an Ruder, Segelfläche und Trimmmöglichkeiten aber akzeptiert sind. Auch Dinghy Classico hat sich der Pflege der Ästhetik klassischer Boote verschrieben.

Italienisches Classico Holzboot (GER 220) mit dem blau-weiß-roten Klassenzeichen der AICD

Die insgesamt leichteren und mit größerer Segelfläche ausgestatteten AICD Boote sind insbesondere bei wenig Wind deutlich schneller als die niederländischen Schwestern. Es gab in der Vergangenheit Versuche, beide Klassen wieder zusammenzuführen. Versuche, die jedoch nicht weiter verfolgt wurden und de facto nicht zu einer einheitlichen internationalen Klassen geführt haben. Mit dem „Jolanda Protokoll“ kamen am 18.05.2006 Vertreter aus sieben nationalen 12-Fuß-Dinghy-Klassenvereinigungen überein, trotz der Unterschiede in den nationalen Vorschriften die verschiedenen nationalen Klassen zu bestimmten gemeinsamen internationalen Regatten zuzulassen. Namensgebend für das Protokoll war das Hotel Jolanda in St. Margherita de Liguria in Italien, in dem es unterzeichnet wurde. Die Vereinbarung ermöglichte erstmalig im 21. Jahrhundert die Teilnahme internationaler 12-Fuß-Dinghies bei der 10. Regatta um die Bombla’dOro in Portofino, die vom 19. bis zum 20.05.2006 ausgesegelt wurde. Aus diesem Geist ist die internationale Cockshott Trophy entstanden, an der neben den AICD Schiffe auch 12-Fuß-Dingies anderen nationaler Klassen willkommen sind (siehe 12-foot dinghy (12footdinghy.org)). Regatten finden meist in südlicheren Ländern wie Österreich, Schweiz, Süddeutschland und Italien statt. Die Cockshott-Trophy war auch schon Gast bei der Travemünder Woche oder bei der Alsterschale des NRV in Hamburg. Die danach gegründete internationale Friendship Series steht nur klassischen Booten mit niederländischer oder originaler Cockshott-Vermessung und deren Äquivalenten offen und wird meist im nordwestlichen Europa Norden ausgetragen (siehe international 12 Association HOME).

GFK Werft-Serienschiffe: de Breedendam und Sager

Zwei Werften, zum einen die inzwischen nicht mehr existierende de Breedendam-Werft in den Niederlanden und zum anderen die Sager-Werft in Kulpin bei Ratzeburg, haben 12 Fuß-Dingies als Serienboote gebaut. Die Sager-Boote sind häufig, aber nicht ausschließlich mit dem größeren AICD Rigg ausgestattet und werden bei uns dann zusammen mit den AICD-Booten als „Modern“ gewertet. Die mit dem kleineren niederländischen Segel ausgestatteten de Breedendam-Boote werden zusammen den niederländischen Booten als „Klassik“ gewertet.

Serienboot der Saager-Werft in Ratzeburg